Technik

Inhalt:

Pflegehinweise
Stimmungen der Bassposaunen
Daumen & Zeigefingermechanik
Ventilarten
Deutsche & Amerikanische Bauweise
Haltehilfen
Atemübungen
Metalle
Instrumentenlack
Zugtabellen / Slide positions
Einspielübungen
Dämpfer

Pflegehinweise

Videos der Firma Edwards (in Englisch)
Pflegeanleitung Posaune – Video des Musikhauses Rhein-Ruhr


Stimmungen der Bassposaunen

Stimmung:
offset B/F/Es
inline B/F/G/Es
Zusätzlich zum Quartventil kann noch über das zweite Ventil eine kleine Terz zugeschaltet werden. Mann spricht dann von: Quart-Quint. Zusammengeschaltet ergibt das den Ton Es.
Einzeln gedrückt ergeben die Ventile in der inline Ausführung den Ton F bzw. G.
Stimmung:
offset B/F/D
inline B/F/Ges/D
Zusätzlich zum Quartventil kann noch über das zweite Ventil eine große Terz zugeschaltet werden. Man spricht dann auch von: Quart-Sext. Zusammengeschaltet ergibt das den Ton D.
Einzeln gedrückt ergeben die Ventile in der inline Ausführung den Ton F bzw. Ges.

 

aus SONIC 5/2003 “Bassposaunen im Test”, von Ansgar Nake

“Off set – in line

Wenn wir von der modernen Doppelventil-Bassposaune sprechen, müssen zwei Ventilsysteme unterschieden werden. Wünscht der Bläser beim Drücken möglichst viele verschiedene Grundstimmungen, entscheidet er sich meistens für die ‘in line’-Konstruktion.
Hier liegen die beiden Ventile in einer Reihe im Zuganschluss-Rohr, dem sogenannten ‘Goose neck’. In diesem Rohr beginnt eigentlich der konische Teil des Posaunenkorpusses, und er ist für den Sound des Instruments sehr bedeutsam. Durch den Einbau von Ventilen verkürzt sich dieser Konus erheblich – Klangeinbußen können allerdings die Folge sein.
Hier ist die ‘off set’-Konstruktion deutlich im Vorteil. Das erste Ventil sitzt zwar auch im ‘Goose neck’, das zweite ist jedoch an das erste gekoppelt und liegt darüber. Hier kann wenigstens ein Teil vom Konus – wie bei jeder Quartposaune auch – beibehalten werden. Nachteilig ist jedoch eine gewisse Einschränkung der Möglichkeiten: das zweite Ventil ist nur wirksam, wenn das erste auch gedrückt wird, der Luftstrom aus dem Posaunenzug also nicht durch den ersten Wechsel blockiert ist. Mehr Stimmungen oder mehr Sound – was ist die bessere Wahl?
Die Ventilkonstruktionen können unterschiedlich sein, die Stimmungen der beiden Systeme sind hingegen gleich.
Bekanntlich steht die Bassposaune mit der Grundstimmung in B. Das erste Ventil ist immer als Quartventil ausgelegt, wird es in der Grundstimmung gedrückt, erklingt F. Das zweite Ventil ist das kürzere Terzventil. Bei der ‘in line’-Konstruktion kann dieses Ventil getrennt vom ersten getätigt werden: Die Grundstimmung ändert sich von B zu G. Wird nun noch das erste Ventil dazugeschaltet (das System also noch einmal um eine Quarte verlängert), erhält man die Grundstimmung Es.
Beim ‘off set’-System kann nur das erste Ventil separat bedient werden: auch hier ist die Grundstimmung F. In Kombination mit dem zweiten Ventil erklingt genau wie in der ‘in line’-Konstruktion das Es (Grundstimmung B um Quarte und Terz verlängert). Die Grundstimmung in G (wie bei ‘in line’) ist nicht möglich.
Möglicherweise gibt es für das Instrument die Option des D-Zuges. Er betrifft nur das System des zweiten Ventiles: der kürzere Es-Stimmzug wird herausgezogen und gegen den verlängerten D-Stimmzug ausgetauscht. Für die ‘in line’-Benutzer bietet sich dann bei Betätigung des zweiten Ventiles die zusätzliche Ges-Stimmung; werden beide Ventile gedrückt, erklingt nach Intonationsausgleich mit dem Posaunenzug D.
Da der D-Zug nur das zweite Ventil betrifft, entfällt bei der ‘off set’-Konstruktion die Ges-Stimmung – D ist (bei Betätigung beider Ventile) dann auch hier die Grundstimmung.


Daumen & Zeigefingermechanik

Wer spielt eigentlich noch eine Daumen-Daumen Mechanik?Die Daumen-Daumen-Mechanik hat mir bisher keine Probleme bereitet. Das ist sicher eine Frage der Gewohnheit und Übung sowie auch der Qualität und Anordnung der Drückerplatten und einer Rolle zwischen diesen. Die Daumen-Mittelfinger-Mechanik ist schneller in der Bedienung, macht aber das Halten des Instrumentes in der linken Hand etwas schwieriger. Das trainiere ich aber beim Üben und in Trockenübungen, um vielleicht ohne Haltehilfe auszukommen. Die Anordnung der Ventile off-set (dependent) war mir von Anfang an selbstverständlich, da neben den ausreichend beschriebenen Vorteilen vor allem das Durcheinanderkommen in der Variante in-line (independent) für mich ein Entscheidungsargument war. Die abhängige Anordnung ist auch nichts Minderwertiges oder abschätzig zu bewerten, viele berühmte Leute, z.B. Erik van Lier, haben sich dafür entschieden. Die Stimmung der Ventile in F/D ist nach meiner Einschätzung gegenüber der in F/Eb klar zu favorisieren. Die Ventile sind eindeutiger in der Nutzungsabgrenzung und wunderbar ist das Kontra-B in der 7. Lage bei Zuschaltung beider Ventile (5D).
Michael RotherIch spiele auch eine Daumen-Zeigefinger Mechanik und schätze dabei die Flexibilität dieser Bauweise. Allerdings habe auch ich die Mechanik meiner YBL-611 anpassen lassen damit die Taste nach “unten” zeigt. Ebenfalls spiele ich das 2. Ventil mit dem Mittelfinger und nicht mit dem Zeigefinger. Eine Daumen-Daumen Mechanik konnte ich auch mal testen. Konnte mich damit aber nicht anfreunden. Vor allem bei den “Läufen” ist diese für mich zu umständlich.
Brian MarxerIch. Leider. Hätte ja gedacht, man könnte meine YBL 612 mit MkII-Teilen umrüsten, aber der Herr Nake vom Tonger ist bei solchen Ansinnen immer sehr konservativ. Weggeben seh ich mich die Kanne auch nicht, nicht mal bei einer sündteuren Neuanschaffung – immerhin hab ich die mit 14 von meinen Eltern zu Weihnachten bekommen. Andererseits sind bei den üblichen Orchesterstellen ja nur im Ausnahmefall irgendwelche Läufe in der Kontra-Oktave zu spielen, von daher halten sich die Probleme in Grenzen (außer ich muss bei irgendwelchen Verdi-Chören mal wieder den Cimbasso äh, andeuten).
Radbert GrimmigIch spiele bei meiner Holton TR 180 noch eine Daumen-Daumen Mechanik. Die TR 180 hatte den sogenannten “wonderbar” oder auch “magic bar”. Eine Metallplatte, die mit dem Daumen gedrückt beide Ventile betätigt. Für das zweite Ventil (bei mir offline) muss man den Daumen nach links bewegen. Du rutschst praktisch mit dem Daumen auf der Platte hin und her. Viele Kollegen haben das System verflucht und die TR 180 auf Daumen-Zeigefinger Mechanik umbauen lassen. Ich habe mich jedoch daran gewöhnt.
Thomas ZinkSpiele schon eine ganze Zeit keine Daumenhakentechnik mehr, habe es jedoch früher. Empfinde die andere Kombination als wesentlich besser.
Tobias HenzIch habe mir mal an einer Yamaha YBl 612 tierisch den Daumen eingeklemmt. Seitdem ist diese Kombination für mich gestorben. Allerdings spiele ich die Daumen-Zeigefinger-Mechanik mit dem Mittelfinger.
Frank MöwesHallo Frank, die Anmerkung des geklemmten Fingers und auch die, dass anstatt des Zeigefingers dann dein Mittelfinger zum Einsatz kommt, find ich spitze. Ich benutze auch den Mittelfinger (Getzen 3062),und hab außerdem stundenlang an den Stängelchen rumgebogen, die die Ventile betätigen, damit das irgendwie besser zu meinen Griffwerkzeugen passt. Ergebnis: Die aufgeklemmte Betätigungsplatte für´s 2.Ventil zeigt jetzt nach unten, nicht mehr nach oben wie im Anlieferungszustand und geklemmter Zeige- oder Mittelfinger ist passé. Für mich jedenfalls…….
Kurt Klingspor
Hier eine typische Daumen-Zeigefinger-Mechanik mit Daumenstütze von Hans Kromat:


Ventilarten

inline (siehe auch Stimmung) Die beiden Ventile liegen nacheinander in einer Linie und sind unabhängig voneinander zu benutzen.
offset (siehe auch Stimmung) Das zweite Ventil ist innerhalb des Ventilbogens des ersten Ventils angebracht und kann nur in Kombination mit diesem verwendet werden.
open wrap Die Ventilbögen sind offen gebaut, d.h. ohne enge Windungen. So gibt es weniger Verwirbelungen und die Luft kann ungehinderter durchfließen. (siehe Holton)
Die klassischen Ventile Wird das Ventil nicht gedrückt, muss die Luft trotzdem durch die bauartbedingte Engstelle am Ventil hindurch. Die Luft wird extrem umgeleitet (90 / 180 Grad) und sie muss durch zwei oder sogar vier Engstellen hindurch. Die Tonqualität verändert sich.
aus Sonic 6.2005

Die Ventile der Posaunen – Teil 1
Von Josua S. Zwanzger

Historie
Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts blieb die Posaune über 400 Jahre hinweg von ihrem handwerklichen Prinzip her unverändert. Am weitesten verbreitet war die sog. „rechte, gemeine Posaune“, in B gestimmt. Michael Praetorius empfahl, diese Posaune allen anderen vorzuziehen. Die Posaune für die Basslage war in F, D oder auch Es gestimmt . Technische Probleme gab es v.a. mit diesen tiefen Instrumenten. Wegen ihres langen Zugs benötigte die Posaune einen Handgriff am Steg (Schwengel), damit die Bläser/innen die unteren Plätze sauber erreichen konnten. Die technische Beweglichkeit war dadurch natürlich sehr eingeschränkt. Gerade die anspruchsvollere Orchesterliteratur der Romantik verlangte nach einer ausgefeilten Technik. Diese war zwar mit der B-Posaune möglich, aber es blieb in der Basslage die Lücke in der chromatischen Tonleiter zwischen E und Kontra B.

Das Jahr 1832 war dann für die Welt der Blechbläser wegweisend. Joseph Riedl konstruierte in Wien für die Trompeten das Dreh- oder Zylinderventil, das eine horizontal verlaufende Drehschaltung einführte (Grafik). Kurze Zeit später, im Jahr 1839, wurde dieses Ventil von Christian Friedrich Sattler aus Leipzig für die Posaune adaptiert. Er baute in eine normale Posaune ein etwa 1 m langes zusätzliches Rohr (eine Quarte), das durch ein Drehventil zur vorhandenen Rohrlänge dazugeschaltet werden konnte. Betätigt wurde es durch eine Daumen-Zugschnur Mechanik. Die „Tenor-Bassposaune“ war geboren. Darüber hinaus erweiterte Sattler bei diesen Posaunen die Bohrung und die Schallbechergröße. Nun war eine (fast) lückenlose Chromatik möglich. Die Entwicklung der Tenor-Bassposaune war damit abgeschlossen. Der einzige Ton, der nicht offen spielbar war, war das H. Darum war es wieder die Basslage, die eine Modifikation der Posaunen herausforderte.

Ein knappes Jahrhundert später, 1921, baute Ernst Dehmel eine Kontrabassposaune mit einem unabhängigen Ventilsystem (inline), gestimmt in F/Es/B. Aber erst 1973 übertrug die Firma Reynolds in Elkhorn, USA, das System des Inline auf die Bassposaune. Die erste moderne Bassposaune mit zwei Ventilen, gestimmt in B/F/Es, war geboren. Es war die Olds S-24-G. Jetzt endlich war die Lücke der chromatischen Tonleiter geschlossen. Das H konnte auf einer tiefen 7. Lage unter Betätigung der beiden Ventile gespielt werden.

Der Posaunist  Kauko Kahila war bei dieser Geburtsstunde mit beteiligt. In einem Brief vom 27. September 1995 schreibt er: “After a while, one gets tired of faking a low B and this put my mind to work, how to add tubing to be able to play the low B. Then, the idea of adding another valve to engage the extra tubing when needed; this worked very well. I drew the plans and the Reynolds Company agreed to make it. Since then my original idea has been improved on by other companies, but someone had to have the idea first. In this case it happened to be me. So – that’s how the double valve bass trombone was born. I still have the original horn and play on it one hour a day.”

Vor- und Nachteile der Drehventile
Die Drehventile lassen sich schnell schalten. War diese Schaltung ursprünglich durch ein Seil möglich, das für den Daumen eine Schlaufe hatte, so war der Einbau eines Druckhebels mit entsprechendem Gestänge für den Daumen bzw. für Daumen und Zeigefinger bei den Bassposaunen sicherlich ein weiterer Fortschritt. Der zweite große Vorteil der traditionellen Ventile ist sicherlich die leichte Pflege. Das Ventil hat zum Ventilgehäuse hin eine relativ kleine Oberfläche. So lassen sich auch trockene Ventile schnell mit etwas Öl gängig machen.

Zwar ist die Handhabung und die Pflege der Ventile ein wichtiger Aspekt, es bleiben aber doch Schwierigkeiten, die weitere Entwicklungen motivierten (siehe unten bzw. in den nächsten Ausgaben von SONIC). Auf der einen Seite erhöhen die Engstellen und die extremen Umleitungen der Luftsäule an den Ventilen den Blaswiderstand erheblich (Bild von den Ventilen). In der Basslage wird dieses Problem besonders deutlich. Gerade wenn die beiden Ventile zusammen benutzt werden, ist ein trägeres Anblasverhalten gegenüber der offenen Posaune spürbar. Die Bläser/innen müssen deutlich mehr Kraft aufwenden, um die Töne zu bilden.

Diese Faktoren zusammen beeinträchtigen das Klangvolumen des Instruments. Die Posaune klingt enger. Ein Effekt, der in der Basslage gerade nicht gewünscht wird. Und so waren es wieder die Bassposaunen, die eine Weiterentwicklung der Ventilsysteme notwendig machten.

Die aktuelle Situation
Zwei Wege wurden in den letzten 20 Jahren sichtbar.
Auf der einen Seite wurden die traditionellen Ventile weiterentwickelt. Ziel war es, die Leichtgängigkeit und Schnelligkeit zu bewahren und mit einem besseren Durchfluss zu kombinieren. Beispielhaft erwähnt seien hier die Full Flow Ventile der Fa. Lätzsch und die Ventile von Zig Kanstul und Gary Greenhoe. Auf der anderen Seite gingen in den 80ern Ed Thayer und Anfang der 90er Jahre René Hagmann neue und erfolgreiche Wege im Ventilbau.

Um die Nachteile der klassischen Ventile auszugleichen, wurde verschiedene Systeme erfunden, die alle das gleiche Ziel haben:
einen ungehinderten Luftfluss auch bei gleichzeitiger Benutzung der beiden Ventile.
Folgende Systeme sind momentan auf dem Markt:Weiterentwicklungen der klassischen Ventile:
Lätzsch”, Kanstul”, “Kühnl” und “Greenhoe

Kühnl “open flow Ventile”
Dieses neu entwickelte Ventil ist etwas größer im Durchmesser.
In der Bohrung wird mehr Tiefe erreicht, die dem vollen offenen Luftdurchlass  sehr nahe kommt. Es besitzt die gleichen Vorzüge eines normalen   Drehventils:      kurze Wege, kein Hakeln.
“Lätzsch full flow Ventile”
nach Angaben des Herstellers:

  • Voller runder Durchgang – Sehr gute Ansprache und grosses Tonvolumen
  • Extrem leichter Wechsel – Schnelle Wechselbetätigung, hoher Bedienungskomfort
  • Kugelgelagert – Geringe Wartung

siehe Lätzsch, Haag

“Kanstul CR Ventil”

Leichtbauweise mit gleichmäßiger .593” Bohrung

Gary Greenhoe

Umbauten der Ventile für Bach, Conn u.a.
Die von Greenhoe patentierten Ventile engen den Durchlaß- Querschnitt durch spezielle Fertigungstechnik nichtein. Zudem besitzen die Ventile zwischen den Durchlaßbohrungen eine “Entlüftung”. Dies hat zur Folge, daß bei Betätigung der Ventile die Luftsäule nicht wie bei allen handelsüblichen Ventilen komplett gestoppt wird. Hierdurch spielen sich Ventilpassagen ungeheuer leicht.

neugestaltete Ventile:

   “Shires TruBore  

aus Sonic 1.2006

Die Ventile der Posaunen – Teil 2
Ed Thayer und seine Axial-Flow Ventile
Von Josua S. Zwanzger

Es ist kaum zu glauben, aber Orla Ed Thayer, aus Waldport, Oregon, wollte seine Idee, Ventile mit wenig bzw. keinem Widerstand zu bauen, zuerst bei den Waldhörnern umsetzen. Ende des Jahres 1947 brachte er seine Visionen zu Papier und dachte bereits an den Konzeptnamen „axial-flow“. Einerseits dachte Thayer, dass es gelingen müsste, den Luftstrom des Naturhorns durch einen Umlenkmechanismus in ein anderes Rohr leiten zu können. Andererseits wunderte er sich darüber, dass in den gut 100 Jahren, in denen Ventile in den Blechblasinstrumenten zum Einsatz kamen, niemand vor ihm auf diese oder eine ähnliche Idee gekommen war. Realistisch genug, um zu sehen, dass ihm die Ressourcen für Entwicklung und Herstellung fehlten, legte Thayer seine Skizze zur Seite.

1976 wurde dann das entscheidende Jahr. Ed Thayer erfuhr von einem Musiker der Nachbarschaft, dass Selmer ein neues Waldhorn auf den Markt bringen wollte. 30 Jahre lang hatte er kaum einen Gedanken an sein „axial-flow“ Ventil gedacht. Jetzt sah er die Möglichkeit, Selmer für seine Idee zu begeistern. Einem von ihm gebauten Modell aus Plastikschläuchen gelang es tatsächlich, Selmer neugierig zu machen. Dem Wunsch der Firma, ein Modell aus Messing zu erstellen, kam Thayer gerne nach und er reiste damit nach Elkhart, Indiana.

Dort vor Ort geschah der entscheidende Konzeptwechsel, denn bei Selmer gab es von Posaunisten die meisten Beschwerden über „verstopfte“ Ventile. Obwohl Ed Thayer als Hornist diesen Verwendungszweck für seine Ventile nie in Erwägung gezogen hatte, erklärte er sich bereit, einen Prototyp für eine Bach 42B zu bauen. Trotz seiner Größe und seines Gewichts war dieser zylindrische Prototyp geeignet, alle Tester des Instruments für sich zu gewinnen. Jeder bestätigte, dass dies das Ventil mit dem freiesten Luftdurchfluss war, das sie jemals gespielt hatten.

Leider kamen Selmer und Ed Thayer bei ihren weiteren Verhandlungen auf keinen grünen Zweig. Darum beschloss Thayer nun sein Ventil selbst zu produzieren und zu vermarkten. Allerdings blieben Größe und Gewicht ein Problem, das in irgendeiner Art und Weise behoben werden musste. So kam Thayer auf die Idee, das Ventil konisch anzulegen. Zeitgleich mit der Entwicklung suchte Ed Thayer nach einer neue Produktionsmöglichkeit und fand sie bei James Nydigger, dem Besitzer von B.J. Enterprises, einem Rüstungskonzern. Nydigger selbst hatte keinerlei Beziehung zum Blechblasinstrumentenbau. Trotzdem interessierte er sich für dieses Projekt und stellte Thayer seine technischen Möglichkeiten zur Verfügung. Im Herbst 1985 war der Kooperationsvertrag zwischen Thayer und Nydigger unterschriftsreif. Nur hatte die Sache einen Haken: Nydigger wollte, dass die Patentrechte für ein Jahr auf ihn übertragen werden sollten. Thayer ließ sich in gutem Glauben auf eine Rückgabe der Patentrechte auf diese Vereinbarung ein, wurde aber im Frühjahr 1987 enttäuscht: die Patentrechte bekam er nicht zurück. Die folgenden Streitigkeiten hatten zur Konsequenz, dass das Patent öffentlich wurde und damit jedem zugänglich war. In Folge dessen produzierten drei Firmen zeitgleich Thayers Axial-Ventile:

1) James Nydigger in Albany, Oregon. Seine Edelstahlventile sind mit „O. E. Thayer“ graviert.

2) Ventile graviert mit „Orla Ed Thayer“ werden von der Firma „Thayer Valve International“ hergestellt, die 1989 von Ed und Barbara Thayer gegründet wurde. Diese zweite Generation der Axial-Ventile war aus Plastik, 1990 von Thayer patentiert. Aber es wurde schnell deutlich, dass es mit diesem Material nicht gut funktioniert. Im nächsten Entwicklungsschritt verwendete Thayer eine extrem leichte und sehr harte Legierung, anodisiertes Aluminium.

3) Seit 1989 produziert Getzen ebenfalls Axial-Ventile aus vernickeltem Messing. Speziell um diese Ventile einzusetzen, wurde die „Edwards“ Posaunenserie entwickelt. Bob Getzen ehrte mit dem Namen „Edwards“ seinen Sohn Ed Getzen und Ed Thayer selbst.
Der große Vorteile der Thayer Axial-Ventile gegenüber den klassischen Ventilen ist ganz eindeutig der ungehinderte Luftfluss. Gerade im Bereich der Bassposaunen, beim Einsatz beider Ventile, für manche ein entscheidender Faktor. Nachteile sind das höhere Gewicht, der längere Betätigungsweg und der deutlich größere pflegerische Aufwand.

Hagman System:
z.B. Thein, Haag, Cortouis


 

www.thayervalve-tribute.com

Orla Ed Thayer, the famed inventor of the Thayer Axial-Flow valve for brass musical instruments, passed away on June 3 at his home in Albany, Oregon. He had reached the ripe age of 89 with more improvements for brass instruments in his productive mind.

“The Thayer Axial-Flow Valve has become a popular replacement for the traditional rotary valve found on tenor and bass trombones with single and double attachments. Invented by Orla Ed Thayer and introduced in 1976, it has proven to be a great advancement in brass instrument technology. Many people believe the Thayer valve invention to be the most significant advancement in trombone design since the rotary valve was added (creating the F attachment) in the mid-1800 € Ed has made a great contribution to the world of brass playing, and brought fresh thought to instrument makers everywhere about the acoustics of brass instruments.”
Quoted from the website, thayervalve-tribute.com, written by Marcel Schot.

Deutsch:
Orla Ed Thayer, der berühmte Erfinder des Thayer Axial-Flow-Ventils für Blechblasinstrumente, verstarb am 3. Juni in seinem Haus in Albany, Oregon. Er hatte das reife Alter von 89 Jahren mit weiteren Verbesserungen für Blechblasinstrumente in seinem produktiven Kopf erreicht. „Das Thayer-Axialventil ist ein beliebter Ersatz für das traditionelle Drehventil von Tenor- und Bassposaunen mit Einzel- und Doppelaufsatz.

Von Orla Ed Thayer erfunden und 1976 eingeführt, hat es sich als großer Fortschritt in der Blechblasinstrumententechnologie erwiesen. Viele Leute glauben, dass die Erfindung des Thayer-Ventils die bedeutendste Weiterentwicklung im Posaunendesign ist, seit das Drehventil Mitte des 19. Jahrhunderts hinzugefügt wurde (wodurch der F-Aufsatz geschaffen wurde). Ed hat einen großen Beitrag zur Welt des Blechbläserspiels geleistet und es ist ihm gelungen, die Instrumentenbauer zu motivieren, über die Akustik von Blechbläsern nachzudenken.“ Zitiert von der Website thayervalve-tribute.com, geschrieben von Marcel Schot.

Sytem Thayer: z.B. Edwards, Kromat

 

aus Sonic 2.2006

Die Ventile der Posaunen – Teil 3
René Hagmann® und seine „Free-Flow“ Ventile
Von Josua S. Zwanzger

In der Geschichte der Entwicklung der Posaune gab es zwei entscheidende Weichenstellungen. Im Jahr 1839 wurde erstmals ein Ventil in eine Posaune gebaut, 1976 ein neues Ventilsystem für die Posaune konzipiert. Diese Ventile, nach ihrem Erfinder „Thayer-Axial-Flow-Valve“ genannt, erreichten in den 80er Jahren die professionelle Posaunenszene. Auch wenn der freie Luftdurchfluss der „Thayers“ von vielen Posaunist/innen als großer Gewinn angesehen wurde und wird, so gab und gibt es doch eine nicht unerhebliche Zahl von Musiker/innen, denen der Verlust von Luftwiderstand, verbunden mit einer schwierigeren Ansprache in den höheren Lagen, nicht behagt. Ganz zu schweigen von der deutlich aufwändigeren Pflege. Trotzdem war deutlich geworden, dass die herkömmlichen Ventilsysteme mit ihren engen Rotoren und Ventilbögen (closed wrap) überholt waren. An dieser Stelle setzten die Überlegungen des Schweizers René Hagmann an. Er wollte Ed Thayers Grundidee weiterentwickeln, um die oben erwähnten Schwächen auszumerzen. Ausgebildet als Werkzeugmacher, wechselte Hagmann in den 70er Jahren zum Musikinstrumentenbau zur Sparte der Holz- und Blechbläser. Mit Hilfe verschiedener professioneller Musiker betrieb er akustische Studien an den üblicherweise verwendeten Instrumenten. Hagmanns Kombination von technischem Verstand, Umsichtigkeit und Erfindungsreichtum ermöglichten es 1991 Ventil-Prototypen herzustellen, bei denen er seine Vorstellungen eines optimalen Ventils verwirklicht sah. Unterstützung fand  er bei Roland Schnorhk, dem Soloposaunisten des „Orchestre de la Suisse Romande“ in Genf. Er ließ als erster Blechbläser seine eigene Posaune mit einem „Hagmann-Ventil“ umbauen. Serienmäßig wurden die Ventile von Antoine Courtois und dann 1997 von Boosey&Hawkes in ihrer neuen „Sovereign“-Serie verwendet. Schritt für Schritt eroberte sich das Hagmann System seinen Platz im Posaunenbau und kann heute als gleichberechtigt neben den Thayerventilen angesehen werden. Dieses Konzept hat aber weder die traditionellen Ventile, noch das „Axial-Flow-Valve-System“ ablösen können. Hagmanns Innovation fand seinen Platz zwischen den bereits etablierten Systemen.

Die Vorteile gegenüber traditionellen Ventilen sind der verbesserte Luftfluss und die größere klangliche Homogenität in der Ventillage. Allerdings muss der Ventilhebel immer noch einen deutlich längeren Weg zurück legen.

Im Vergleich zu den Thayer-Ventilen geben die Hagmanns den Bläser/innen mehr Halt und Rückmeldung. Man erreicht mehr klangliche Balance zwischen den verschiedenen Lagen. Außerdem sind sie wesentlich leichter zu warten und zu pflegen.

Ganz neu am Markt tauchten 2005 die „Tru Bore“ Ventile von S.E. Shires auf. Auf den ersten Blick wirken sie wie modifizierte Hagmann Ventile. In wie weit sie tatsächlich eine echte Weiterentwicklung oder sogar Verbesserung des Schweizer Konzepts darstellen, wird untersucht werden müssen, wenn uns Posaunen mit diesen Ventilen zur Verfügung gestellt werden können.

Resümee: Versucht man das Angebot der Posaunenhersteller und ihrer verwendeten Systeme zu sichten, so lassen sich keine eindeutigen Präferenzen feststellen. Auffällig ist, dass es mehrere Firmen im europäischen Raum gibt, die Instrumente mit traditionellen Ventilen oder Hagmann Systemen anbieten: Courtois, Rath, Schagerl, Schmelzer, Jürgen Voigt. Einziger deutscher Blechblasinstrumentenbauer, der sich exklusiv für klassische Ventile und Thayer entschieden hat, bleibt Hans Kromat. Die führende amerikanisch Firma Selmer-Bach bietet die klassische Dreierauswahl an: traditionelle Ventile, Thayer-Axial-Valve-System und Hagmann „Free flow“. Im deutschsprachigen Handwerksraum entsprechen dem Romeo Adaci, Thein (allerdings bevorzugt Hagmann) und Haagston. Der einzige, der bei dem Dreierangebot statt der traditionellen Systeme Lätzsch „Full flow-Ventile“ verarbeitet ist die Fa. Haag mit Franz Monschau. Letztendlich bleibt es eine individuelle bläserische Entscheidung, welches System für einen selbst geeignet ist bzw. als passend empfunden wird. Die bisher vorhandenen Möglichkeiten machen die Auswahl sicherlich nicht immer einfach, aber die Chancen stehen für alle gut, das Richtige zu finden. Wir können gespannt sein, welche Innovationen  in den nächsten Jahren noch auf uns warten. Ziel aller Entwicklungen war ja, den Bläser/innen die optimalen Bedingungen zur Verfügung zu stellen, Musik zu machen, die die Menschen im Innersten berührt. Solche Bestrebungen dürfen nie aufgeben werden.

Conn CL System

 

Balanced Valve System:

 

 

Amrein:
Miller Valve:
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Auf die Ventile habe ich von Anfang an größtes Augenmerk gelegt, die Standard Drehventile befriedigen eigentlich nicht. Auf der Suche nach der größtmöglichen Offenheit war ich zunächst auf Thayer-Ventile orientiert, die besten habe ich bei Thein, Kromat, Haag und Shires gefunden. Sie waren mir dann aber zu offen, d.h., ich hatte das Gefühl hineinzufallen. Den an anderer Stelle zu findenden Aussagen: “Im Vergleich zu den Thayer-Ventilen geben die Hagmanns den Bläser/innen mehr Halt und Rückmeldung. Man erreicht mehr klangliche Balance zwischen den verschiedenen Lagen. Außerdem sind sie wesentlich leichter zu warten und zu pflegen.” kann ich nur folgen. Für mich sind die Hagmann-Ventile das begeisternde Optimum geworden. Nachbemerkung: Die „Tru Bore“ Ventile von S.E. Shires sind Klasse, auch die “Lätzsch-Ventile” sind sehr zu empfehlen.
Michael Rother

Seit 2006 spiele ich (hobbymäßig)eine B&S Bassposaune (Mod. 3061).  Ich hatte immer wieder ziemlich große Schwierigkeiten mit den Doppelventiltönen, die knapp über dem Pedal-B liegen, v. a. C und H. Ich hatte mich schon mit dem Gedanken getragen, mir eine neue Bassposaune (mit Thayer-Ventilen) zuzulegen, habe mich aber dann Ende 2008 aufgrund der Beratung meines Instrumentenbauers dazu entschieden, „Open Flow“-Ventile von Meinlschmidt  in meine Bassposaune einbauen zu lassen. Diesen Schritt, der nun über vier Jahre zurückliegt, bereue ich immer noch nicht, sondern kann es nach wie vor empfehlen. Nun ist mir klar, dass es viele teurere und auch viel bessere Bassposaunen gibt, mit denen meine sowieso nicht mithalten kann. Ich habe, wenn sich die Gelegenheit ergibt, schon unterschiedliche Bassposaunen ausprobiert und da ist im Vergleich dazu meine gar nicht mal so schlecht. Wenn man eine Bassposaune mit relativ „kleinen“ Standardventilen mit engem Luftdurchlass hat, ist ein solcher Umbau gut und man erreicht mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand eine – ich würde sagen – entscheidende Verbesserung. Nicht nur die o.g. Doppelventiltöne, sondern auch die anderen Töne, sogar die Naturtöne, bekommen eine bessere Qualität.
Alois Sailer

Ich spiele seit Jahren eine Edwards mit Thayerventilen. Auf der Musikmesse in Frankfurt diesen Jahres war ich ziemlich überrascht, wie viel Einfluss die unterschiedliche Bauart eines Free-Flow-Ventils auf Sound und Spielgefühl hat. Ich habe z.B. die Posaunen von Haag mit Hagmann-, Lätzsch- und Thayerventilen direkt nacheinander getestet. Gegenüber den alten Standardventilen haben alle natürlich einen besseren Durchfluss der Luft. Die Thayer haben nicht nur keinen Widerstand, die scheinen den Effekt noch zu verstärken. Als würde die Luftsäule im Ventil nicht eingeengt sondern noch weiter geöffnet. Das klang irgendwie kalt und war anstrengender zu spielen. Hagmann und Lätzsch haben anscheinend noch einen so geringen Widerstand, dass der den Ton noch formen kann. Vom Spielgefühl beide gleich, genau richtig um unanstrengend zu sein. Überrascht war ich, wie stark der Einfluss der Lätzsch-Ventile ist. Damit bekamen die Haag-Posaunen ziemlich viel vom Lätzsch-Sound. Die Hagmanns klangen nach amerikanischen Posaunen, aber mit mehr Obertönen und irgendwie viel weicher. Sehr angenehm. Dieses Gefühl hatte ich auch bei Posaunen anderer Marken (z.B. Kromat, Kanstul, Haagston, Edwards). Bach z.B. bietet Posaunen ja auch mit Hagmann-, Thayer- und traditionellen Ventilen an. Ich hab mich bei FMB in Gütersloh mal durch das ganze Bachsortiment spielen können, und da ist mir der Unterschied zwischen den Ventilen zum ersten Mal aufgefallen.
Elmar Stratmann


Deutsche & Amerikanische Bauweise

Bautechnik

  • zylindrischer Zug
  • „dicker“ Zug, d.h. der Luftdurchgang im Zug ist weit
  • fest verlöteter Zug
  • gegossene Stützen
  • gezogenes Rohrmaterial
  • mittlere bis dicke Wandstärken
  • Schallbecher etwas V-förmig, konisch-„kurz“ abgeschnitten
  • oft: angesetzter Schall
  • das bautechnische Konzept erinnert stark an das der Renaissance-Posaune
  • „konischer“ Zug (das Mundrohr ist enger als das Zapfenrohr)
  • „dünner“ Zug mit engen Luftdurchgang
    offener Quersteg des Außenzugs
  • geschmiedete Stützen
  • genahtete Rohre
  • dünne Wandstärken, v.a. im Schallbecherbereich, der am Ende einen Kranz aufgelegt hat.
  • Schallbecher weit ausladend, trompetenartig
    Schallbecher mit Längsnaht
  • das bautechnische Konzept erinnert stark an das der Barockposaune

Klang- und Ansprachecharakteristika

  • V.a. auf o und u klingend (voll und dunkel); keine Vokalwandlung
  • vorherrschende Obertöne: 3. und 4. Teilton; es klingt besonders Quinte und Oktave durch.
  • durch den langen zylindrisch verlaufenden Teil der Bohrung in Verbindung mit einem „kurzen“ konischen Schallstück wird eine zentrale Tonrichtung erreicht.
  • Abstrahlwinkel            
  • Es wird nach Sicherheit und zuverlässiger Präsenz des Tones gesucht. Masse soll gezeigt werden.
  • sehr vokal von a nach e klingend, obertonreich; Vokalwandlung
  • vorherrschende Obertöne: 4., 5. und 6. aber auch 10. und 12. Teilton; es klingt besonders die Oktave und die Terz.
  • durch die sukzessive Erweiterung der Bohrung und durch das ausladende Schallstück wir eine große Tonstreuung erreicht.
  • Abstrahlwinkel   
  • Es wird nach einer Vielfalt der musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten gesucht. Mehr Umfeld wird einbezogen.

Dynamik

  • vom Piano zum Forte ist eine kontinuierliche geradlinige Steigerung möglich. Die „Schmettergrenze“ läuft vom Bass bis zum Diskant in horizontaler Parallelität
  • Schmettern als fortissimo-Signal
  • jeder Ton hat vom piano zum forte ein Eigenleben.
  • piano: Betonung der Terz, Vokal a
  • forte: die Oktave klingt mehr durch, Vokal e
  • gedehnter Schmetterbereich, es gibt ein „unendliches forte“

Mensuren

Bsp.: Bach 50 BL
Bohrung 14,28 mm, Schall: 265 mm
Bsp.: „Deutsche Weite“ V
Bohrung 13,9/14,4 mm, Schall: 250 mm

Aufbau des Posaunensatzes

Suche nach Homogenität. Der Satz soll wie ein “Rohr” klingen. Es wird das einheitliche Klangbild der Posaunengruppe realisiert. Suche nach der Vielfalt in Harmonie. Ein grobes Raster ist die Zuordnung von Vokalen zum jeweiligen Instrument:
Altposaune: i (a)
Soloposaune Tenor: a
2. Posaune: e
Bassposaune: o
Kontrabassposaune: o (e)

Die amerikanische Bauart geht auf F. Reynolds zurück ((1884-1960) siehe https://contemporacorner.com/ bzw. https://contemporacorner.com/company/. Er war Werkstattleiter fast aller großen amerikanischen Firmen. Sein Ansinnen war, preiswerte Instrumente für das Militär und Schüler herzustellen. Das verlangte statt teurer deutscher, sprich handwerklicher Bauweise, eine industrielle Fertigung. Er setzte sich deshalb mit Physikern zusammen und entwickelte so die amerikanische Bauart. Eine Vereinfachung der Bauweise folgte. (Er bekam während der Kriege sogar Sonderzuteilungen an Messing, welches dringend für Munition gebraucht wurde. In Deutschland wurde Messing von den Instrumentenbauern konfisziert. Die Handwerkskunst ging daran erstmal kaput)t.
Instrumente deutscher Bauart haben ein Exponentialhorn, (amerikanische ein hyperbolisches Horn, alte Grammophone ein Traktrix Horn). Sie haben eine tiefere untere Grenzfrequenz auch durch einen größeren Hornmund, und „wirken“ etwas weniger laut. Der meiste Schall aus dem Orchestergraben erreicht ja das Ohr über Reflektion der Wände, daher  sollen sie mehr streuen.  In der aufkommenden Jazz- (seit 1917 durch die ODJB) und darauf folgend Tanzmusik waren die Militärinstrumente der besseren Projektion wegen hochwillkommen. Dietmar

Als Ergänzung zu ihrem Vergleich zwischen Posaunen “deutscher” und “amerikanischer” Bauweise möchte ich zwei Artikel empfehlen:
https://www.ipvnews.de/fileadmin/TextePDF/Deutsche_Posaune-KW-1978.pdf (die Geschichte und Eigenschaften der “deutschen Posaune”)
https://www.indiana.edu/~trombone/article6.pdf (the german school of trombone playing)
Besonders interessant finde ich das Zitat von Dennis Wick (dem wohl führenden Hersteller von Dämpfern): Deutsche Posaunisten spielen nicht wegen, sondern trotz ihrer Instrumente gut. Man muss dem nicht zustimmen, aber es ist nun mal so, dass deutsche Posaunen nicht per se besser und amerikanische “primitiv” sind. Und was die Lautstärke angeht: die Posaunen der großen deutschen Firmen wie Lätzsch oder Thein sind definitiv nicht leiser, als die der amerikanischen Firmen. Genau das Gegenteil ist der Fall: Merkmal der deutschen Bauweise ist ja gerade die weite Bohrung, die auch eine viel größere dynamische Bandbreite (nach oben hin!) erlaubt. Zu sagen, dass Amerikaner auf Lautstärke “gezüchtet” sind, ist falsch; ich würde eher sagen, dass sie dem Spieler vor allem Sicherheit geben sollen. Deutsche Posaunen fordern mehr vom Posaunisten und verzeihen weniger Fehler  – genau das meint ja auch Dennis Wick. Ob sich man für den größeren Aufwand wirklich durch einen schöneren Klang, ist Ansichtssache. Johannes

Es gibt und gab namhafte Hersteller deutscher Posaunen, die zylindrische Züge verwendet haben, und es gibt und gab namhafte und unbekannte Hersteller amerikanischer Posauen, die an ihren Instrumenten konische Züge eingebaut haben. Wenn ich es richtig weiss, baut z. B. Edwards Posauen sowohl mit konischem als auch mit zylindrischem Zug, der alte Monke hat Posaunen mit konischem oder zylindrischem Zug gebaut, bei Kruspe konnte man beides haben, Schagerl baut nur mit konischem Zug, und so liesse sich die Liste fortführen. Hier eine Systematik zu errichten ist wahrscheinlich schwer. Ich denke, die Übergänge sind fliessend, wie man so schön sagt…
Daniel „die Bassposaune schleppt“ Heim

 


Haltehilfen

Hilfen, die die Spieler/innen beim Halten der Bassposaune unterstützen sollen, gibt es grundsätzlich zwei Verschiedene:

– die Daumen-Zeigefingerstütze (auch Daumenhaken), die entweder an den Quersteg geschraubt wird (z.B. Kromat, Edwards), oder oberhalb der Verschraubung von Zug und Schallstück angelötet (z.B. Thein) oder verschraubt wird (z.B. Adaci). Preislich bewegen sich diese Haltehilfen zwischen 50.- (arnold & sons) und 200.- Euro.

 

– die Handrückenstütze, die entweder mit einem extra Gestänge (z.B. Lätzsch, Kühnl&Hoyer) befestigt wird, oder direkt an einem entsprechend verlaufenden Ventilbogen (z.B. Thein). Mehr als 200.- Euro müssen für diese Unterstützung ausgegeben werden.

Manche Hersteller versuchen Haltehilfen bei der Gestaltung der Querstege miteinzubauen (z.B. Kühnl & Hoyer, Lätzsch):

 


Atemübungen

Übungen nach Ben van Dijk

Grundsatz: Während des Ausatmens muss die Luft stabil fließen (kein Flattern) und es darf kein Decrescendo geben.

  • Luft entspannt aktivieren

Maske formen mit einer genügend großen Öffnung. 4 Sek. lang Ausatmen mit einem konstanten Luftstrom.

  • Luft gezielt einsetzen

1 Schlag einatmen, 4 Schläge ausatmen (Maske formen), 4 Schläge einatmen, 4 Schläge ausatmen

  • Dynamik imitieren

1 Schlag einatmen, 10 Schläge ausatmen: ppp
1 Schlag einatmen, 7 Schläge ausatmen: p
1 Schlag einatmen, 5 Schläge ausatmen: mf
1 Schlag einatmen, 3 Schläge ausatmen: f
1 Schlag einatmen, 1 Schlag ausatmen: fff

 

weitere Übungen

  • Zum Öffnen des Nasen-, Mund- und Rachenraums (aus der Logopädie)

Ein Nasenloch zuhalten. Auf 4 langsame Schläge durch das andere gleichmäßig einatmen. Dabei den Mundraum öffnen und sich vorstellen, man riecht an einer duftenden Blume.
4 Schläge den Atem anhalten, dabei das zugehaltene Nasenloch wechseln.
4 Schläge gleichmäßig ausatmen und gleich wieder durch das gleiche Nasenloch einatmen.
4 Schläge Atem anhalten und Nasenloch wechseln usw.

  • zur Weitung des Brustraums

Ein Nasenloch zuhalten und durch das andere langsam Luft in den Körper fließen lassen. Soviel wie nur möglich, bis wirklich keine Luft mehr einzuatmen geht. Entspannt ausatmen.

 


Metalle

In der Regel wird bei Metallen grob unterschieden zwischen: Messing, Goldmessing und Rotmessing

Die Website von Bernd Sandner hat Informationen zum Bau von Schallstücken und v.a. einen kurzen Video dazu. Sehr empfehlenswert! www.schallstueck.de

 

Die Brass Brothers Thein machen dazu folgende Angaben:

Die unterschiedlichen Metalle:
Messing: hell, klar, direkter Stoß, gute Trennung der Töne, kernig
Goldmessing: warmes Timbre, weicher Stoß, tragend
Kupfer: dunkel, weich, in der Ansprache leicht verzögert
Neusilber: klar, erdig
Silber: dunkler, rund, beseelt, kompakt, Glanz

Die Veredelung ist ein wichtiger Aspekt:
poliert: frisch, natürlich, ursprünglicher Klang
lackiert: hellt den Klang auf, mehr Kern
versilbert: mehr Körper, beseelt, rund, Glanz
vergoldet: warmer Klang, flüssige Ansprache, gleicht schärfen aus

Die Wanddicken spielen eine entscheidende Rolle:
dünn: (0,25-0,40 mm): obertonreich, schmetternd ab mezzoforte
mittel: (0,45-0,50 mm): ausgeglichen, biegsam
stark: (0,55-0,75 mm): starke Abstrahlung, dunkel, kompakt

Artikel von Heinrich Thein zum “Thein-Kruspe-Metall” (pdf)
Geschichte_Thein-Kruspe

 

Shires macht dazu folgende Angaben:

Messing (Yellow Brass):
70% Kupfer, 30% Zink. Dieser Becher ergibt einen klaren, reinen Klang mit einem deutlichen Kern. Die Legierung besitzt eine sehr gleichbleibende Klangfarbe und Obertonstruktur, auch in den verschiedenen dynamischen Bereichen.

Goldmessing (Gold Brass):
85% Kupfer, 15% Zink. Dieser Becher kombiniert viele der Charakteristikas von Messing und Rotmessing. Diese Legierung wird meist bevorzugt, wegen seines sehr ausgeglichenen und flexiblen Klangs.

Rotmessing (Red Brass):
90% Kupfer, 10% ZinK. Dieser Becher ergibt einen warmen, vollen Klang mit sehr komplexen Obertönen. Er erlaubt eine sehr vielfältige Farbgebung in den verschiedenen dynamischen Bereichen.

 


Instrumentenlack

Es gibt nur wenige Blechschmieden in Deutschland, die ihre Instrumente nicht bei “Müller Lack” veredeln lassen. Hier eine kurze Beschreibung, was beim Lackieren eigentlich geschieht (mehr bei www.mueller-lack.com):

Vor der eigentlichen Lackierung müssen die Instrumente entfettet werden, um eine optimale Abbindung des Lackes zu erreichen. Jahrzehntelang wurde die Entfettung unter Verwendung von Chlorkohlenwasserstoffen durchgeführt – im  Volksmund TRI genannt. Aus der Sicht des Verarbeiters eignete sich TRI hervorragend für diesen Zweck, weil es flüchtig ist, leicht abtrocknet und keine Flecken auf der Oberfläche hinterläßt. TRI stellte aber eine hohe Belastung sowohl der Mitarbeiter, als auch der Umwelt dar. Deshalb wurde bei “Müller Lack” schon 1993 auf ein umweltfreundliches Verfahren mit einem wässrigen Reinigungssystem umgestellt.

Die Reinigung der Instrumente erfordert große Erfahrung beim Handling. Die vielen  Hohlräume und schöpfenden Teile stellen große Probleme hinsichtlich der fleckenfreien Abtrocknung dar.

Das Reinigungsmittel haftet am Instrument und muss im Gegensatz zum früher verwendeten, flüchtigen  Tri mühsam von der Oberfläche entfernt werden. Dies geschieht mit Tauchen und Sprühen unter Verwendung von entmineralisiertem Wasser, durch Einsatz von Druckluft und anschließender Trocknung mit Unterdruck bei hoher Temperatur.

Das Ergebnis der Ultraschall-Reinigung ist allerdings faszinierend! Auch die letzten Schmutz-Partikelchen an den entlegensten Stellen werden beseitigt, die Oberfläche  wird sozusagen porentief gereinigt. Diese gründliche Verfahren hat aber auch zur Folge, daß jeder noch so feine Polier-  oder Schleifstrich aus der vorherigen Bearbeitung unbarmherzig sichtbar wird!

Zur Verarbeitung bei der Lackierung gelangt ein hochwertiger, im bestimmten Verhältnis mit Härter, Verzögerer und Haftzusatz gemixter Epoxid-Harz-Lack aus neuester Entwicklung, der hohe Anforderungen an die  Verarbeitung stellt, dafür aber durch brillantes Aussehen, glatte Oberfläche und lange Haltbarkeit “glänzt”. Diese von MÜLLER entwickelte Lackmischung ist der Garant für perfekten Verlauf. Der Lack selbst ist elastisch und hat absolut keinen Einfluß auf den Klang.

Nach wie vor wird der Lack im Sprühverfahren von Hand aufgebracht. Die komplizierte Bauweise der Instrumente mit vielen schöpfenden Teilen, schwer zugänglichen Windungen und übereinander liegenden Schlaufen und Zügen lässt eine automatische Lackierung nicht zu, bei der im vorderen Bereich Lacknasen entstehen würden und im verdeckten, hinteren Bereich zu wenig Lackauftrag gegeben wäre. Hier ist die Hand des erfahrenen Lackierers gefordert, der bei jeder Lackierung wieder das Zusammenspiel von Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Antrocknung  während des Lackiervorgangs, Größe, Alter, Material und Beschaffenheit des Instrumentes beachten muss, um ein perfektes Ergebnis zu erhalten.


Zugtabellen / Slide positions

Wie ist das mit den Zugpositionen, wenn ein oder beide Ventile gedrückt sind?
Dr. Jürgen Faißt hat zwei Tabellen “Trombone slide position chart” und “Overtone series” für die Bassposaune mit F/D-Doppelventil entwickelt. Die erste Seite skizziert die physischen Zugpositionen mit und ohne Ventil (in der Nomenklatur von Eliezer Aharoni), auf den Seiten zwei und drei wird die chromatische Tonleiter aus den O

Obertonreihen der einzelnen Positionen zusammengesetzt.

-> Klick hier um das pdf-Dokument “Slide positions” anzuzeigen!
-> Klick hier um das pdf-Dokument “Overtone” anzuzeigen!

-> Klick hier, um zu einer tollen website zu gelangen: www.aniellosessa.com

 


Einspielübungen

sind unter Noten zu finden.

 


Dämpfer

 

Voigt Brass Markneukirchen

Übungsdämpfer für Bassposaune Voigt Brass Markneukirchen:

 

Straightdämpfer für Bassposaune Voigt Brass Markneukirchen:

 

 

weitere folgen…